In älteren Versionsverwaltungssystemen ist checkout die Standardoperation, um Dateien zu bekommen. Du bekommst einen Haufen Dateien eines bestimmten Sicherungsstands.
In Git und anderen verteilten Versionsverwaltungssystemen ist clone die Standardaktion. Um Dateien zu bekommen, erstellst Du einen Clone des gesamten Repository. Oder anders gesagt, Du spiegelst den zentralen Server. Alles, was man mit dem zentralen Repository tun kann, kannst Du auch mit deinem Clone tun.
Es ist akzeptabel, für Datensicherungen und einfaches Synchronisieren mit tarball Archiven oder rsync zu arbeiten. Aber manchmal arbeite ich an meinem Laptop, dann an meinem Desktop-PC, und die beiden haben sich inzwischen nicht austauschen können.
Erstelle ein Git Repository und commite Deine Dateien auf dem einen Rechner. Dann auf dem anderen:
$ git clone anderer.computer:/pfad/zu/dateien
um eine zweite Kopie der Dateien und des Git Repository zu erstellen. Von jetzt an wird
$ git commit -a $ git pull anderer.computer:/pfad/zu/dateien HEAD
den Zustand der Dateien des anderen Computer auf den übertragen, an dem Du gerade arbeitest. Solltest Du kürzlich konkurrierende Änderungen an der selben Datei vorgenommen haben, lässt Git Dich das wissen, und Du musst erneut commiten, nachdem Du die Konflikte aufgelöst hast.
Erstelle ein Git Repository für Deine Dateien:
$ git init $ git add . $ git commit -m "Erster Commit"
Auf dem zentralen Server erstelle ein bare Repository in irgendeinem Ordner:
$ mkdir proj.git $ cd proj.git $ git init --bare $ touch proj.git/git-daemon-export-ok
Wenn nötig, starte den Git-Dämon:
$ git daemon --detach # er könnte schon laufen
Für Git Hostingdienste folge den Anweisungen zum Erstellen des zunächst leeren Git Repository. Normalerweise füllt man ein Formular auf einer Website aus.
Übertrage (push) dein Projekt auf den zentralen Server mit:
$ git push zentraler.server/pfad/zu/proj.git HEAD
Um die Quellcodes abzurufen, gibt ein Entwickler folgendes ein:
$ git clone zentraler.server/pfad/zu/proj.git
Nach dem Bearbeiten sichert der Entwickler die Änderungen lokal:
$ git commit -a
Um auf die aktuelle Server-Version zu aktualisieren:
$ git pull
Irgendwelche Merge-Konflikte sollten dann aufgelöst und erneut commitet werden:
$ git commit -a
Um die lokalen Änderungen in das zentrale Repository zu übertragen:
$ git push
Wenn inzwischen neue Änderungen von anderen Entwicklern beim Hauptserver eingegangen sind, schlägt Dein push fehl. Aktualisiere das lokale Repository erneut mit pull, löse eventuell aufgetretene Merge-Konflikte und versuche es nochmal.
Entwickler brauchen SSH Zugriff für die vorherigen pull und push Anweisungen. Trotzdem kann jedermann die Quelltexte einsehen, durch Eingabe von:
$ git clone git://zentraler.server/pfad/zu/proj.git
Das ursprüngliche Git-Protokoll ähnelt HTTP: Es gibt keine Authentifizierung, also kann jeder das Projekt abrufen. Folglich ist standardmäßig das Pushen per Git-Protokoll verboten.
Für ein Closed-Source-Projekt lasse die touch Anweisung weg und stelle
sicher, dass niemals eine Datei namens git-daemon-export-ok
erstellt wird. Das
Repository kann nun
nicht mehr über das Git-Protokol abgerufen werden; nur
diejenigen mit SSH Zugriff können es einsehen. Wenn alle
Repositories
geschlossen sind, ist es unnötig den Git Dämon laufen zu
lassen, da jegliche Kommunikation über SSH läuft.
Ein nacktes (bare) Repository wird so genannt, weil es kein Arbeitsverzeichnis hat. Es enthält nur Dateien, die normalerweise im .git Unterverzeichnis versteckt sind. Mit anderen Worten, es verwaltet die Geschichte eines Projekts, enthält aber niemals einen Auszug irgendeiner beliebigen Version.
Ein bare Repository übernimmt die Rolle des Hauptserver in einem zentralisierten Versionsverwaltungssystem: Das Zuhause Deines Projekts. Entwickler clonen Dein Projekt davon und pushen die letzten offiziellen Änderungen dort hin. Meistens befindet es sich auf einem Server, der nicht viel tut außer Daten zu verbreiten. Die Entwicklung findet in den Clonen statt, so kann das Heim-Repository ohne Arbeitsverzeichnis auskommen.
Viele Git Befehle funktionieren nicht in bare Repositories. Es sei denn,
die GIT_DIR
Umgebungsvariable
wird auf das Arbeitsverzeichnis gesetzt, oder die
--bare
Option wird
übergeben.
Warum haben wir den push-Befehl eingeführt, anstatt bei dem vertrauten pull-Befehl zu bleiben? Zuerst, pull funktioniert nicht mit bare Repositories: stattdessen benutze fetch, ein Befehl, den wir später behandeln. Aber auch wenn wir ein normales Repository auf dem zentralen Server halten würden, wäre das pullen eine mühselige Angelegenheit. Wir müssten uns zuerst in den Server einloggen und dem pull-Befehl die Netzwerkadresse des Computer übergeben, von dem aus wir die Änderungen pullen, also abholen wollen. Firewalls könnten uns stören und was, wenn wir gar keine Berechtigung für eine Serverkonsole haben.
Wie auch immer, abgesehen von diesem Fall, raten wir vom Pushen in ein Repository ab. Falls das Ziel nämlich ein Arbeitsverzeichnis hat, können Verwirrungen entstehen.
Kurzum, während du lernst mit Git umzugehen, pushe nur, wenn das Ziel ein bare Repository ist, andernfalls benutze pull.
Hast Du es satt, wie sich ein Projekt entwickelt? Du denkst, Du kannst das besser? Dann mache folgendes auf deinem Server:
$ git clone git://haupt.server/pfad/zu/dateien
Dann erzähle jedem von Deinem Fork des Projekts auf Deinem Server.
Zu jedem späteren Zeitpunkt kannst du die Änderungen des Originalprojekts mergen mit:
$ git pull
Du willst zahlreiche, vor Manipulation geschützte, redundante Datensicherungen an unterschiedlichen Orten? Wenn Dein Projekt viele Entwickler hat, musst Du nichts tun! Jeder Clone Deines Codes ist eine vollwertige Datensicherung. Nicht nur des aktuellen Stand, sondern die gesamte Geschichte. Wird irgendein Clone beschädigt, wird dies dank des kryptographischen Hashing sofort erkannt, sobald derjenige versucht, mit anderen zu kommunizieren.
Wenn Dein Projekt nicht so bekannt ist, finde so viele Server, wie Du kannst, um dort einen Clone zu platzieren.
Die wirklich Paranoiden sollten immer den letzten 20-Byte SHA1 Hash des HEAD aufschreiben und an einem sicheren Ort aufbewahren. Er muss sicher sein, aber nicht privat. Zum Beispiel wäre es sicher, ihn in einer Zeitung zu veröffentlichen, denn es ist schwer für einen Angreifer jede Zeitungskopie zu manipulieren.
Nehmen wir an Du willst parallel an mehreren Funktionen arbeiten. Dann commite Dein Projekt und gib ein:
$ git clone . /irgendein/neuer/ordner
Harten Links ist es zu verdanken, dass ein lokaler Klon weniger Zeit und Speicherplatz benötigt als eine herkömmliche Datensicherung.
Du kannst nun an zwei unabhängigen Funktionen gleichzeitig arbeiten. Zum Beispiel kannst Du an einen Klon bearbeiten, während der andere kompiliert wird. Zu jeder Zeit kannst Du comitten und die Änderungen des anderen Klon pullen.
$ git pull /der/andere/clone HEAD
Arbeitest Du an einem Projekt, das ein anderes Versionsverwaltungssystem nutzt und vermisst Du Git? Dann erstelle ein Git Repository in deinem Arbeitsverzeichnis:
$ git init $ git add . $ git commit -m "Erster Commit"
dann Clone es:
$ git clone . /irgendein/neuer/ordner
Nun gehe in das neue Verzeichnis und arbeite dort mit Git nach Herzenslust. Irgendwann wirst Du dann mit den anderen synchronisieren wollen, dann gehe in das Originalverzeichnis, aktualisiere mit dem anderen Versionsverwaltungssystem und gib ein:
$ git add . $ git commit -m "Synchronisation mit den anderen"
Dann gehe wieder ins neue Verzeichnis und gib ein:
$ git commit -a -m "Beschreibung der Änderungen" $ git pull
Die Vorgehensweise, wie Du Deine Änderungen den anderen übergibst, hängt vom anderen Versionsverwaltungssystem ab. Das neue Verzeichnis enthält die Dateien mit deinen Änderungen. Führe die Anweisungen des anderen Versionsverwaltungssystems aus, die nötig sind, um die Dateien ins zentrale Repository zu übertragen.
Subversion, vielleicht das beste zentralisierte Versionsverwaltungssystem, wird von unzähligen Projekten benutzt. Der git svn-Befehl automatisiert den zuvor genannten Ablauf für Subversion Repositories und kann auch benutzt werden, um ein Git Projekt in ein Subversion Repository zu exportieren.
Mercurial ist ein ähnliches Versionsverwaltungssystem, das
fast nahtlos mit Git zusammenarbeiten kann. Mit der
hg-git
-Erweiterung kann ein
Benutzer von Mercurial verlustfrei in ein Git Repository pushen und daraus pullen.
Beschaffe Dir die hg-git
-Erweiterung mit Git:
$ git clone git://github.com/schacon/hg-git.git
oder Mercurial:
$ hg clone http://bitbucket.org/durin42/hg-git/
Leider kenne ich keine solche Erweiterung für Git. Aus
diesem Grund plädiere ich für Git statt Mercurial für ein
zentrales Repository,
auch wenn man Mercurial bevorzugt. Bei einem Mercurial
Projekt gibt es gewöhnlich immer einen Freiwilligen, der
parallel dazu ein Git Repository für die Git Anwender
unterhält, wogegen, Dank der hg-git
-Erweiterung, ein Git Projekt
automatisch die Benutzer von Mercurial mit einbezieht.
Die Erweiterung kann auch ein Mercurial Repository in ein Git Repository umwandeln, indem man in
ein leeres Repository
pushed. Einfacher geht
das mit dem hg-fast-export.sh
Skript, welches es hier gibt:
$ git clone git://repo.or.cz/fast-export.git
Zum Konvertieren gib in einem leeren Verzeichnis ein:
$ git init $ hg-fast-export.sh -r /hg/repo
nachdem Du das Skript zu deinem $PATH
hinzugefügt hast.
Wir erwähnen auch kurz Bazaar, weil es nach Git und Mercurial das bekannteste freie verteilte Versionsverwaltungssystem ist.
Bazaar hat den Vorteil des Rückblicks, da es relativ jung ist; seine Entwickler konnten aus Fehlern der Vergangenheit lernen und kleine historische Unwegbarkeiten umgehen. Außerdem waren sich die Entwickler der Popularität und Interoperabilität mit anderen Versionsverwaltungssystemen bewusst.
Eine bzr-git
-Erweiterung
lässt Anwender von Bazaar einigermaßen mit Git Repositories arbeiten. Das
tailor
Programm konvertiert
Bazaar Repositories zu
Git Repositories und
kann das forlaufend tun, während bzr-fast-export
für einmalige
Konvertierungen besser geeignet ist.
Ich habe ursprünglich Git gewählt, weil ich gehört habe, dass es die unvorstellbar unüberschaubaren Linux Kernel Quellcodes verwalten kann. Ich hatte noch keinen Grund zu wechseln. Git hat mir bewundernswert gedient und hat mich bis jetzt noch nie im Stich gelassen. Da ich in erster Linie unter Linux arbeite, sind Probleme anderer Plattformen bedeutungslos.
Ich bevorzuge auch C-Programme und bash-Skripte gegenüber Anwendungen wie zum Beispiel Python Skripts: Es gibt weniger Abhängigkeiten und ich bin süchtig nach schellen Ausführungszeiten.
Ich dachte darüber nach, wie Git verbessert werden könnte, ging sogar so weit, dass ich meine eigene Git-Ähnliche Anwendung schrieb, allerdings nur als akademische Übungen. Hätte ich mein Projekt fertig gestellt, wäre ich trotzdem bei Git geblieben, denn die Verbesserungen wären zu gering gewesen, um den Einsatz eines Eigenbrödler-Systems zu rechtfertigen.
Natürlich können Deine Bedürfnisse und Wünsche ganz anders sein und vielleicht bist Du mit einem anderen System besser dran. Wie auch immer, mit Git kannst Du nicht viel falsch machen.